Gedanken über Vorurteile
und
zum Miteinander
„Der Mensch ist evolutionär noch nicht klug genug, die Umwelt so wahrzunehmen, wie sie ist. Er muss kategorisieren, um die Informationsflut zu reduzieren.“
Dr. Andreas Zick (*1962)
Prof. Dr. Andreas Zick erforscht Vorurteile. Seit 2013 leitet er das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“
Udo Lindenberg (*1946)
Anläßlich der neunten Direktwahl zum Europaischen Parlament (2019) rief uns der Songpoet, Musiker und Maler dieses Zitat in Erinnerung. Die originäre Quelle des Aphorismus ist unklar: Nach dem Zitaten-Forscher Gerald Krieghofer stammt er weder von Hermann Glaser noch von Johann Wolfgang Goethe, Immanuel Kant oder Kurt Tucholsky.
„Wer eine lebenswerte Gesellschaft will, sollte Menschen nach ihrem Verhalten und ihrem Charakter bewerten (…) Vorurteile mögen sich gut verkaufen lassen. Sie sind jedoch der Tod jedes guten Zusammenlebens.“
Dr. Herta Däubler-Gmelin (*1943)
Herta Däubler-Gmelin (SPD) ist promovierte Juristin. Sie gehörte von 1972 bis 2009 dem Deutschen Bundestag an und war zwischen 1998 und 2002 Bundesministerin der Justiz. Der ausgeklammerte Satzteil des Zitates (aus der Stuttgarter Zeitung vom 10. August 2006) lautet: „nicht nach ihrer sexuellen Orientierung.“
„Viele Deutsche müssen erst noch lernen, dass die Demokratie überall auf der Welt mit Versuchungen, Defiziten und Irrtümern behaftet ist, dass sie aber tatsächlich die bei weitem beste Regierungsform darstellt (...) Wer Demokratie übermäßig idealisiert, läuft Gefahr, dass er andere, die zunächst allzu gläubig sind, einer späteren bösen Enttäuschung aussetzt – und sie sich in Antidemokraten wandeln.“
Helmut Schmidt (1918 - 2015)
Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) gilt über Parteigrenzen hinweg als einer der großen Menschen der deutschen Politik; er formulierte diesen Hinweis in seinem Buch: Außer Dienst – Eine Bilanz“, erschienen im Siedler Verlag 2008.
„Niemand köpft leichter als jene, die keine Köpfe haben.“
Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990)
Der Schweizer Schriftsteller und Dramatiker bevorzugte die Form der Tragikomödie, da unsere komplizierte, komplexe Gegenwart sich nur noch mit der Steigerung ins Groteske erfassen ließe.
„Im Übrigen solltest Du das längst gemerkt haben: Ich klage den Genuss nicht an. Die Schande dieser Ordnung liegt nicht darin, dass es einigen besser, sondern dass es vielen schlecht geht, obgleich es allen gut gehen könnte. Nicht dass es Reiche, sondern dass es angesichts der menschlichen Fähigkeiten heute Arme gibt, spricht ihr (dieser Ordnung) das Urteil.“
Max Horkheimer (1895 – 1973)
Über den Sozialphilosophen weiß die deutschsprachige Wikipedia: „In seinen Werken formuliert Horkheimer eine fundamentale Kritik der bürgerlichen Gesellschaft, die er als eine von politischen und ökonomischen Gegensätzen, ideologischen Widersprüchen und sozialen Ungerechtigkeiten zerrissene Gesellschaftsformation kennzeichnet.“
„Wehe den Staatsmännern, die zu dumm oder zu schlecht sind, zu begreifen, dass man nicht gegen die Armen, sondern gegen die Armut zu Felde ziehen müsse.“
Carl Ludwig Börne (1786 – 1837)
Der Journalist, Literatur- und Theaterkritiker wurde gemäß der deutschsprachigen Wikipedia „gemeinhin zur Bewegung des „Jungen Deutschland“ gezählt, mit dem Ziel der Verbreitung der Demokratie als Voraussetzung der Freiheit. Seine Schriften, wie auch seine Metternich-kritische Zeitschrift Die Waage, wurden verboten. Auch gegen Johann Wolfgang Goethe, Wolfgang Menzel und Heinrich Heine (mit dem er zunächst befreundet war) verfasste er kritische Schriften.“
„Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
So sinnstiftend die Forderung im ersten Satz tatsächlich ist, Goethe formulierte ihn, sowie seine Erklärung im zweiten Satz, ursprünglich als Rechtfertigung seiner zum damaligen Stand der Wissenschaft bereits widerlegten Lehre über die Farben des Lichtes. Der Physiker Hermann von Helmholtz erklärte dazu: „Seine (Goethes) Farbenlehre müssen wir als den Versuch betrachten, die unmittelbare Wahrheit des sinnlichen Eindrucks gegen die Angriffe der Wissenschaft zu retten.“
„Dass irgendein Mensch auf Erden ohne Vorurteil sein könne, ist das größte Vorurteil.“
August von Kotzebue (1761 – 1819)