Buchempfehlungen von Mensch zu Mensch:

Verbrechen und Strafe (aka: Schuld und Sühne)

Autor*in
Fjodor Dostojewski
Deutschsprachige Fassung
Swetlana Geier (Neuübersetzung)
Empfohlen als
 
Buch-Trailer/AV-Clip: 
Hintergrund der persönlichen Empfehlung
Die großartige Neuübersetzung ist ein guter Anlass, zu Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ zu greifen. Ich bin bewegt und überrascht, wie klug, sprachlich schön und unglaublich aktuell dieses Buch ist.
Wir erleben einen jungen Mann, Raskolnikow, der sich wie im Fieber, wie einen unsichtbaren Schmerz fühlend, durch die Welt bewegt, in der er lebt. Im Gegensatz zu allen anderen Figuren, scheint er zu spüren, dass mit der Welt und ihrer Entwicklung etwas nicht in Ordnung ist und gleichsam gefährlich Fahrt aufnimmt. Hellsichtig beschreibt Dostojewski u.a. Prototypen des neoliberalen System-Gewinnlers, die unter dem Vorwand, am Aufbau einer modernen, liberalen Ökonomie teilhaben zu wollen, ausschließlich egoistische materielle Ziele verfolgen. Das hat eine frappierende Ähnlichkeit mit heutigen Wirtschaftsprofiteuren, die zuhauf Schlüsselpositionen besetzen und die ohne Rücksicht auf Mensch und Natursysteme - man könnte auch sagen ohne Sinn und Verstand - rasant zur unumkehrbaren Beschädigung der Welt beitragen.
Raskolnikow verspürt unter dem Druck, der auf ihm lastet, den Drang eine Tat zu begehen, Grenzen zu überschreiten und am Wertesystem zu rütteln. Taten, die die „Großen“, die "Napoleons dieser Welt" tausendfach begangen haben und dafür verehrt werden. Aber „offensichtlich sind solche Menschen nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Erz“, geht es ihm durch den Kopf. Denn Raskolnikow schafft es zwar, die geplante Tat zu begehen, aber er schafft es nicht, „die Grenze zu überschreiten“ auch seine Menschlichkeit zu verlieren: Er leidet unter seiner Tat. Und zu allem nimmt der ermittelnde Staatsanwalt Porfirij seine Fährte auf. Es beginnt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden. Ein raffinierter Schlagabtausch zweier scheinbar ebenbürtiger Gegner, den beide für sich entscheiden wollen... Am Ende hat Raskolnikow einen Traum - wie eine Vision einer aus den Fugen geratenen Welt - wie ein Schlaglicht auf die bedrohliche Entwicklung der Menschen - wie eine nun Konturen annehmende Visualisierung dessen, was er als junger Mensch in Petersburg gefühlt oder geahnt hat.
Dostojewski konnte die Bilder nicht kennen, wie sich im Jahre 2020 menschenverachtende Querulanten und kriminelle Faschisten Arm in Arm mit Verwirrten und gestörten Naiven zusammenrotten und zum sinnfreien, aber auch gewalttätigen Sturm auf die Werte eines demokratischen Rechtsstaates ansetzen. Bis vor Kurzem noch unvorstellbar. Umso mehr beeindruckt mich die Korrelation zwischen diesen Bildern und Dostojewskis Text von 1866.
Und die leise, vorsichtige Entwicklung der Beziehung von Raskolnikow und Sonja, der Tochter eines Trinkers, deutet an, in welcher Richtung Hoffnung liegen könnte. Wenn die Menschen es denn wollen…
Also lest selbst.
Empfohlen von
Axel Pape
Kurzinhalt
"Mit "Verbrechen und Strafe" ist jetzt einer der größten psychologischen Romane der Weltliteratur im handlichen Taschenformat erhältlich. Seit seinem Erscheinen 1866 ist die Suggestion, mit der Dostojewskij die Entwicklung zum Mörder schildert, der Sog, der zur blutigen Tat führt, unerreicht. Psychologische Einsicht und philosophische Erörterung verschmelzen zu einem metaphysischen Thriller, wie er in der Weltliteratur einzigartig geblieben ist. Nicht "besser als eine Laus" erscheint dem Studenten Raskolnikow eine alte Wucherin, weshalb er glaubt, sie töten und ausrauben zu können. Sein Herz wehrt sich ebenso wie sein Unterbewusstsein gegen die geplante Tat, doch von sozialer Not gedrängt und gefangen in lebensfeindlichen Ideen, wird er zum Mörder. Nach dem Mord jedoch erkennt er, dass kalter Verstand und Nützlichkeitsdenken nicht alles im Leben sind. Das Delirium und die grenzenlose Einsamkeit, die dem Verbrechen folgen, lassen ihn erkennen, dass der Weg aus der Vereinsamung nur über Geständnis und Strafe führen kann. Auch wenn die "Reue" ihm eher fremd ist, die Liebe errettet ihn schließlich. Mit seiner psychologisch beeindruckenden Darstellung eines Mörders hat Fjodor Dostojewskij einen Charakter beschrieben, der in seiner Orientierungslosigkeit symptomatisch für die moderne Gesellschaft ist. Bei aller Zeitkritik aber überwiegt am Ende die Hoffnung, dass es noch andere Kräfte in der Welt gibt als das Böse." (Verlagstext)
"Die russische Literatur begann mit dem Entstehen Petersburgs", sagt Joseph Brodsky über seine Heimatstadt. Am Reißbrett entworfen, inmitten von Sümpfen auf Pfählen erbaut, ist Petersburg 1703 die Hauptstadt eines Weltreiches. Die Stadt wächst schnell, hier leben doppelt so viele Männer wie Frauen, die Prostitution floriert – nicht nur in den weißen Nächten, wenn die Sonne gerade für zwei Stunden untergeht. Will man es in Rußland zu etwas bringen, muß man es hier versuchen. Aber "es ist ein Unglück, in der abstraktesten und ausgedachtesten Stadt der Welt zu leben", schreibt Dostojewskij, der die Rückseite der Paläste kennt: Zwei Schritte in den Hinterhof, und die Stadt wird zum Vexierbild – Elend, Armut, Verzweiflung.
Dostojewskij beschäftigen die sozialen und philosophischen Fragen seiner Zeit. Aber er schreibt alles andere als Thesenromane. Verbrechen und Strafe ist einer der größten psychologischen Romane der Weltliteratur. Seit seinem Erscheinen 1866 ist die Suggestion, mit der Raskolnikows Entwicklung zum Mörder geschildert wird, der Sog, der ihn zu seiner blutigen Tat bringt, unerreicht. Die traumwandlerisch klare Sprache verschmilzt psychologische Einsicht und philosophische Erörterung zu einem metaphysischen Thriller, wie er in der langen Geschichte unserer Bücher einzigartig geblieben ist. Bislang kannte man diesen Roman in Deutschland unter dem Titel "Schuld und Sühne", eine moralisierende Übersetzung, die den Wortsinn des Originals entstellt. Das Überraschende des Romans ist das fast völlige Fehlen von Reue, die zur Sühne verhelfen könnte. Dostojewskijs Welt ist härter, seine Begriffe sind archaischer: Verbrechen und Strafe ist das Thema seiner Romane, und der Titel so mehr als eine philologische Korrektur, sie hilft die eigentliche Kontur des Werkes zu erkennen, ohne die spannungsgeladene Brisanz zu verdecken." (Verlagstext)
Cover ist urheberrechtlich geschütztes Material des Verlages.
Zitat von/über Autor*in,
ggf. Besprechung in Medien:
Weiteres siehe bitte in den Links.
"Der russische Originaltitel des Romans, Prestuplenije i nakasanie (Преступление и наказание), lässt sich nicht exakt ins Deutsche übertragen. Der geläufigste Übersetzungstitel "Schuld und Sühne" trifft mit seiner stark moralischen Orientierung jedoch nicht die russischen Termini, die eher aus dem juristischen Sprachgebrauch stammen. Genauer ist die Übersetzung als "Verbrechen und Strafe", die aber wiederum den durchaus vorhandenen ethischen Gehalt der russischen Begriffe nicht ganz erfasst." (Zitat aus Wikipedia)
Weiteres siehe bitte in den Links.
Gattung, Genre
Deutschsprachiger Titel
Verbrechen und Strafe (aka: Schuld und Sühne)
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