Buchempfehlungen von Mensch zu Mensch:

Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes

Autor*in
Wolfgang Hildesheimer
Empfohlen als
 
Illustration von: Wolfgang Hildesheimer
Hintergrund der persönlichen Empfehlung
Dieses Buch ist ein amüsantes Lehrbuch; bei mir hat es bewirkt, daß ich genauer hinsehe: beim Schreiben, beim Lesen, und bei Reden aufmerksamer zuhöre.
"Du sprechen Deutsch?" - "Deutsche Sprache, schwere Sprache!" Über derlei infame Unterstellungen kann man nur lachen und den Griff auf den Meister dieser Sprache, Wolfgang Hildesheimer, tun und sein physisch klein aber inhaltlich großes Werk zu Rate ziehen.
"Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes" war eigentlich ein Ständchen für Max Frisch zu dessen 70. Geburtstag 1981.
Sprachlich ist hier der Gipfel erklommen: ein Mont Blanc, ein Nobelpreis, ein World Cup der geschliffenen deutschen Prosa, noch dazu kurzweilig. Beispiele: "Übrigens male ich wieder. Manchmal gegenständlich, manchmal ungegenständlich, manchmal aber auch so gegenstandslos, daß auf dem Bild nichts zu sehen ist, was bei mir immer ein Gefühl tiefer Beruhigung auslöst. Auf einer meiner Farbtuben steht, sie enthalte echte Künstlerpigmente. Da muss wohl manch ein Künstler dran geglaubt haben. Überhaupt finde ich, daß der Lebensvollzug immer grausamer wird ... Das macht sich vor allem im Nahrungskonsum bemerkbar. Bauernleberwurst esse ich schon deshalb nicht mehr, weil ich an die arme Witwe denken muß, vorausgesetzt der Verarbeitete war verheiratet. Neulich sah ich in einem Lebensmittelgeschäft eine Familienfleischpastete. Bei einer solchen radikalen Ausnutzung bleibt wenigstens kein trauernder Hinterbliebener.”
Bei Max Frisch finden sich Dutzende solcher Beispiele. Implizit ist eine Präposition, die der Leser ergänzt, aber nicht durchweg logisch. Wenn wir von „Unfallversicherung“ sprechen, meinen wir die Versicherung im Falle eines Unfalls; analog dazu „Lebensversicherung“ - sie müsste "Todesversicherung" heißen.
Hildesheimer sagt "smell the coffee"; er weckt uns, weckt in uns die Notwendigkeit etwas genauer hinter das zu schauen, was wir lesen, sagen und schreiben.
Dazu ein Beispiel aus dem CNN-Fernsehens der englischen Übersetzung der Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron (Moskau, 7. 02.2022): "The Path Forward is Before Us" (Der Weg voraus liegt vor uns) machte mich 'rolling on the floor laughing' und gleichsam darauf aufmerksam, der digital automatisierten Übersetzung unserer Zeit nicht zu vertrauen. Also: "Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes" ist wirklich zu empfehlen, sehr!
Empfohlen von
Michael S. Cullen
Kurzinhalt
"Wolfgang Hildesheimer hat ein ganz kleines Buch geschrieben, das sehr traurig ist und eines der lustigsten. Es heißt "Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes". So waren schon die sechs Seiten überschrieben, die Hildesheimer 1981 zur Festschrift für Max Frisch beisteuerte, und aus jenen sechs Seiten sind nun sechzig geworden (...) Hildesheimer liebte bislang die Sprache als ein ehrliches Material für täuschende Veranstaltungen. Jetzt scheint auch sie ihm in Verruf gera­ten (...) Er gebraucht die Sprache konsequent, wo sie inkonsequent ist; er faßt sie wörtlich auf, wo sie es übertragen meint; er nimmt sie beim Bild, wo sich der Bildcharakter längst in eine Floskel auflöst. Das produ­ziert lauter falschen Sinn und insofern eben auch neuen..." (Peter von Matt, FAZ, Teil des Verlagstextes)

""Mitteilungen an Max“ ist ein großes Sprachspiel. Hildesheimer bezieht sein Sprachmaterial aus Redewendungen, Hölderlin-Gedichten oder der Bibel und montiert daraus einen 60 Seiten umfassenden Kalauer. Freilich ist dieser Kalauer ein besonderer, denn er entlarvt die Sprachgewohnheiten, die Mitteilungen, die wir einander so machen, als hohl." (Matthias Kehle in "Literaturwelt")
Quelle: 
Cover ist urheberrechtlich geschütztes Material des Verlages.
Zitat von/über Autor*in,
ggf. Besprechung in Medien:
"Ich wäre gern ein anderer geworden, Du auch?", schreibt Wolfgang Hildesheimer in seinen 'Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge' (...) Dabei war Hildesheimer, wenn er sich vor Identitätskrisen auch 'ziemlich sicher' fühlte, immer mal wieder ein anderer. Bühnenbildner, Maler, Collagist, Tischler und Innenarchitekt, Emigrant, Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen, Mozart-Biograf, Übersetzer literarischer Werke (etwa von Djuna Barnes’ großartigem Roman 'Nachtgewächs') und einer der originellsten Autoren der Gruppe 47. (Tobias Schwartz, Tagesspiegel)
Verlage
Zusatzinformation
Siehe zudem im Link "Schattenblick", Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte Nr. 12/2016
Links zu weiteren Information
Deutschsprachiger Titel
Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes
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