Buchempfehlungen von Mensch zu Mensch:

Der Tangospieler

Autor*in
Christoph Hein
Empfohlen als
 
Hintergrund der persönlichen Empfehlung
Als ich das Buch 1989 kurz nach seinem Erscheinen lass, hatte ich das Gefühl, in Dallow (dem "Tangospieler") einen Seelenverwandten getroffen zu haben.
Was haben "Der Tangospieler" Dallow und ich, Wünschmann, Gemeinsames?
Beide Geschichten spielen in Sachsen, die eine 1968 in Leipzig zu Zeiten des „Prager Frühlings“, die andere 1986 im Erzgebirge zu Zeiten, wo sich langsam begann, das Pflänzchen des demokratischen Umbruchs in der DDR zu regen.
Ich, Wünschmann, war Lehrer und erregte Anstoß mit manch Äußerung zur Geschichte der DDR und ihrer Anwendung durch u.a. ein merkwürdiges Gebaren nicht nur seiner Vorgesetzten. Dies war für die ewig Gestrigen an der Schule und die der SED Kreisleitung Anlass, ihn (mich) von der Schule zu verweisen. Er (ich) hatte im Gegensatz zu Dallow einen Schutzengel.
Wünschmann bekam nur ein Verbot zu unterrichten und durfte in einem Betrieb in der Materialwirtschaft sein Können unter Beweis stellen. Der Vorwurf der politischen Provokation wurde im Spätherbst des Jahres 1989 revidiert und die Rehabilitation wurde ihm zuteil. Er durfte ab 1990 wieder als Lehrer unterrichten.
Ich habe über die Jahre gelernt, „dass der gerade Weg das Labyrinth ist“ (S. 92 der Aufbau-Verlag Ausgabe). Die Pflege des aufrechten Ganges ist mit vielen Mühen und Einschlägen verbunden. Aber nur diese lassen uns wachsen und den Blick für das wirklich Wesentliche im Leben schärfen.
Dies gilt auch heute noch so, sehr viele Jahre nach der Existenz der DDR und der Vereinigung beider deutscher Staaten, wo nach wie vor die Welt relativ ist, und wo nach wie vor eine Menge von gekauften Dummschwätzern und Demagogen die „höhere Fügung der Natur“ bzw. „die Grundidee unseres Daseins“ in Frage stellen und für ihren Vorteil verleugnen.
Christoph Heins "Der Tangospieler" ist ein Buch, das uns aufzeigt, wie es einmal war und noch ist. Ein Buch was mich an eine schwierige aber auch zugleich interessante und mit sehr schönen Begebenheiten angereicherte Zeit meines Seins erinnert.
Empfohlen von
Martin Wünschmann
Kurzinhalt
Dallow möchte alle möglichen Leute glauben machen, er habe von nichts gewusst. Vergeblich fordert er Rehabilitation: „Ich war nur der Pianist.“
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"Leipzig 1968. Der Historiker Dellow wird nach 21 Monaten Haft aus dem Gefängnis entlassen. Sein Vergehen: Er war als Klavierspieler in einem Studentenkabarett eingesprungen, und der Text, den er dort mit einem Tango begleitete, erregte Anstoß. »Vergiß die dumme Geschichte«, wird ihm nun geraten. Dellow vergißt nicht. Er flüchtet sich in Zynismus und Gleichgültigkeit, und auch das Eingeständnis der anderen, daß ihm Unrecht geschehen ist, berührt ihn nicht. Doch sein Versuch, sich seiner Umwelt zu verweigern, gestaltet sich zunehmend schwieriger."
"Das Werk von Christoph Hein setzt diese große Tradition fort, eine Welt, die untergeht, aufzubewahren für die Nachwelt. Aus Der Tangospieler werden künftige Generationen sehen, wie man in diesem Land gelebt, gelitten, gelogen hat", urteilte Hans Mayer anläßlich der Verleihung des ersten Erich-Fried-Preises 1990 an Christoph Hein." (Verlagstext)
Cover ist urheberrechtlich geschütztes Material des Verlages.
Zitat von/über Autor*in,
ggf. Besprechung in Medien:
Hein: "Ich habe neulich aus Anlaß einer Übersetzung des Romans diese Stelle noch einmal gelesen und selbst geschmunzelt. Ich war überrascht, und mir fiel der Satz von Heiner Müller ein: »Der Text ist klüger als sein Autor.«"
SPIEGEL: "Ihr im Frühjahr 1989 publizierter Roman »Der Tangospieler« enthielt geradezu prognostische Sätze. Da wird einer aus dem Gefängnis entlassen, und es heißt von ihm, er verspüre Heimweh nach der Zelle: »Er vermißte die vollständige, alles umfassende Vorsorge, das ausnahmslos geregelte Leben.« War das ein weiser Vorausblick auf das Gefühl, das manche in den neuen Bundesländern heute vielleicht verspüren?"
Hein: "Ich habe neulich aus Anlaß einer Übersetzung des Romans diese Stelle noch einmal gelesen und selbst geschmunzelt. Ich war überrascht, und mir fiel der Satz von Heiner Müller ein: »Der Text ist klüger als sein Autor.«"
Verlage
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Zusatzinformation
Das Buch wurde verfilmt.
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Deutschsprachiger Titel
Der Tangospieler
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